Meine Perle „Berlin“

Berlin bietet so viel und gleichzeitig bietet es so wenig. Berlin euphorisiert und gleichzeitig entzieht es Energie. Berlin inspiriert und gleichzeitig enttäuscht es. Diese Ambivalenz ist mir unterm Strich sehr sympathisch. Es gibt nichts Langweiligeres als eine stringente Gerade oder eine Kosinus- oder Sinuskurve mit vorgegebenen Konstanten.

Egal wo an welcher Ecke in Berlin, diese Ambivalenz ist überall zugegen, man kann sich dieser auch nicht entziehen. Besonders interessant wird die Bundeshauptstadt, wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen die Osterglocken zum Öffnen bringen. Denn damit öffnen sich die Türen vieler Berliner. Jeder Einzelne stürmt geradezu in jedes Kaffee mit Sonnenplatz und jeden freien Rasenplatz, der von der Sonne geküsst wird. Berlin ist sodann wiederbelebt, zumindest die noch vom Winter freien Gassen und Parks wie auch das Tempelhofer Feld. Jede freie Parkbank in der Sonne wird von Eltern mit ihren Kindern genutzt, aber auch von Pärchen, Verliebten, Verlobten, Verheirateten und Obdachlosen und nicht zu vergessen Jugendgangs und älteren Herrschaften mit Hund.

Berlin hat so viele Hundebesitzer und damit auch Hunde, was einem jeden Frühjahr wieder bewusst wird. Wiederum eine Schattenseite von Berlin: Hundehalter und ihre Gefährten. Man weiß oft nicht, wer wen an der Leine führt, falls es eine Leine gibt. Meistens beobachte ich, dass Berliner ihren Hunden so sehr vertrauen, dass sie ignorant gegenüber Katzen, Leuten mit Phobien gegenüber Hunden und anderen Hundebesitzern sind. Diese Ignoranz geht soweit, dass der eigene Köter auch nicht zum Herrchen zurückgerufen wird, um ihn anzuleinen, wenn Kleinkinder in die Nähe kommen oder andere Hunde.

Die Schönheit Berlins liegt meist im Verborgenen und ist nicht immer auf dem ersten Blick zu erkennen, was zugleich inspirierend wirken kann. Berlin liest man zwischen den Zeilen und inhaliert es vor allem von Frühling bis Herbst. Morgens joggen im Spreepark, mittags in der Schlüterstraße auf einen Bagel (Reeham Coffee) und abends in Neukölln in der Nudelbude mit anschließendem Biergenuss im Mauerpark, kann schön, aber auch anstrengend sein.

Bagel bei Reeham
sit und satt bei Reeham

Besser ist es, nur eines dieser Möglichkeiten am Tag sich vorzunehmen und dann aber mit viel Genuss alles in sich aufnehmen: die Architektur des Hauses, die historischen Umgebungs- und Parkschilder, die einen die Vergangenheit noch einmal vor Augen führen, die goldenen Stolpersteine, die Symbiose von Wohnen in der Stadt und der Natur, die kleinen Minivorgärten, hausgemachte Limonaden, humorvolle Eis- und Falafelverkäufer.

Mein Tipp für Berlin: Nicht zu viel an einem Tag ablaufen und erleben wollen, lieber was weglassen oder was außergewöhnliches buchen wie Führungen durch den Untergrund von Berlin, Spreefahrten mit Freunden, Dinner auf dem Fernsehturm mit dem Liebsten, gemeinsam klettern in einem Kaffee oder Radtouren durch die Hauptstadt. Wie auch immer, in den Details erblickt man Berlin.

Bitte, schaut genau hin!
Eure Cosy Cat

Couscous bei Reeham
Verführerischer Minztee und Couscous bei Reeham