Quarantäne Tag 2

Mal wieder war ich aufgeregt. Für heute war eine Telefonkonferenz angesetzt und zwar mit allen Mitarbeitern, die im Homeoffice sind, einschließlich meines Chefs. Seit längerem lag ich meinem Vorgesetzten im Ohr: ein regelmäßiger Jour Fixe wäre sinnvoll und würde Arbeitsvorgänge erleichtern. Eine morgendliche Telefonkonferenz und zwar jeden Tag, ist mit dem Beginn der Homeoffice Zeit auf einmal unproblematisch möglich. Lange passierte jedoch nichts. Es ist nicht zu fassen, dass für einen erforderlichen regelmäßigen dienstlichen Austausch erst eine Pandemie ausbrechen muss.

Mein Chef ist überhaupt etwas verantwortungsscheu. Er hatte sich z. B. überhaupt nicht darum gekümmert seine Mitarbeiter für Homeoffice auszustatten. Obwohl sich die Epidemie offensichtlich zur Pandemie entwickelte, sich immer mehr infizierten, die Politik sich von Experten beraten ließ, Krankenhäuser ihre Intensivbetten verdoppeln sollten und schließlich das Robert-Koch-Institut empfahl Homeoffice zu fördern und zu ermöglichen, unternahm mein Chef … ja richtig: gar nichts.

Auf Eigeninitiative ordnete ich den Techniker an, mir den technischen Tunnel zu legen, um Zugang zu unserem Computersystem zu erhalten. Die Geschäftsleitung sprach keine Empfehlungen aus, keine interne Linie, keine Entscheidungen wie mit der Situation nun als Angestellter umzugehen sei.

Regelrechte Unsicherheit stand im Raum und ich neben ihr.

Ich entschied selbst ins Homeoffice zu gehen, mein Chef widersprach nicht. Auch eine Variante mit Ausnahmesituationen umzugehen: abwarten und aussitzen. Abwarten und Aussitzen kenne ich nur als sinnvollen Rat aus der Aktienwelt.

Würde man mich fragen, was ich nicht ausstehen kann, dann würde ich antworten: Personen, die eine Position innehaben und diese nicht nutzen, um für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.

Verantwortung übernehmen bedeutet eben auch, Entscheidungen zu treffen. Will niemand mehr entscheiden, da die Angst vor Fehlern besteht, gibt es keinen Entwicklungsprozess und damit keinen Fortschritt. Nur durch Fehler entwickeln wir uns letztlich weiter. Vor jedem Anfang eines Fehlers steht eine Entscheidung.

Liebe Verantwortliche da draußen, Ihr dürft nicht nur, ihr sollt unbedingt Entscheidungen treffen. Nicht optimale Entscheidungen sind weniger dramatisch, also keine zu treffen.

Ich habe mir quasi selbst für ca. zwei Wochen Homeoffice verordnet und es stellt sich mittlerweile heraus: Es war glücklicherweise die richtige Entscheidung.

Eure entschiedene Cosy Cat

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